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Vanessa Wagner et Olivia Gay
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24 November 2019 17 h 00
programm
Claude Debussy (1862-1918)
Sonate für Cello und Klavier
Bohuslav Martinů (1890-1959)
Variationen über ein Thema von Rossini H 290
Robert Schumann (1810-1856)
Fünf Stücke im Volkston opus 102
Pause
Dimitri Schostakowitsch (1906-1975)
Sonate für Cello und Klavier in d-Moll opus 40
Biographische Angaben!
Vanessa Wagner
Als « auf entzückende Weise einzigartigste Pianistin ihrer Generation » (Le Monde) verfolgt Vanessa Wagner eine Karriere, die ihr genau entspricht, originell und engagiert, welche klassische Instrumentalkonzerte mit zeitgenössischer Kreation, dem Einsatz alter Instrumente, Kammermusik sowie transversalen Begegnungen mit Video, elektronischer Musik, Tanz und Theater vermischt.
Im Jahr 2016 erschien bei InFiné das viel beachtete Album « Statea » (ffff Télérama) mit dem Produzenten Murcof, welches Klavier und Elektronik miteinander verbindet und Anlass zu zahlreichen Konzerten weltweit gab. Das 2017 bei La Dolce Vita erschienene Album « Mozart, Clementi » vereint auf Schallplatte und Bühne ihr Spiel auf dem Hammerklavier und dem modernen Klavier. Ein neues Opus präsentiert Ende 2018 schließlich den meditativen Liszt aus « Poetische und religiöse Stimmungen » als Antwort auf mystische Werke von Arvo Pärt.
Im April 2019 erschien das der minimalistischen Strömung gewidmete Inland (InFiné), welches von einer begeisterten Presse in großer Zahl begrüßt wurde.
Nach ihrer Bestätigung als « Entdeckung der Kategorie Instrumentalsolist » bei den Victoires de la Musique Classique im Jahr 1999 trat Vanessa Wagner seither auf der ganzen Welt mit zahlreichen Orchestern sowie in den großen Konzertsälen in Paris, in Frankreich und auf internationaler Ebene auf, ohne ihre Gegenwart bei den meisten Festivals zu vergessen.
Vanessa Wagner ist seit 2010 künstlerische Leiterin des Festival de Chambord und wurde zum Officier de l‘Ordre des Arts et Lettres ernannt.
Olivia Gay
Olivia Gay gehört zu der jungen und brillanten Generation französischer Cellisten und ist bekannt für ihr bemerkenswertes musikalisches Engagement, ihre große Neugierde sowie die Präzision ihres Spiels.
Sie wurde mit mehreren internationalen Preisen ausgezeichnet und ist ebenfalls Preisträgerin der Fondation Cziffra sowie der Académie Ravel. Die Bühne ist für sie vor allem eine menschliche Erfahrung. Als vom raffinierten Repertoire der Romantik und der Kammermusik begeisterte Solistin mit « beträchtlichen instrumentalen Fähigkeiten » zusammen mit einer « starken Präsenz sowie einer bezaubernden Persönlichkeit» ist ihr Spiel weit entfernt von allen Schablonen oder standardisierten Wiedergaben. Im Vertrauen auf ihre wahre Natur, welche mit Entgrenzung und persönlicher Entfaltung stärker mitschwingt als mit dem Wettkampf, wagt die Cellistin Olivia Gay sich an atypische und einfallsreiche Projekte, deren Anspruch und Einzigartigkeit den Hörgenuss sowohl auf der Schallplatte als auch im Konzert steigern.
Ihre erste, im Jahr 2018 erschienene Plattenaufnahme als Solistin, Horizon[s], wurde von der Presse in umfangreichem Maße begrüßt (Télérama, Libération, Diapason, Classica usw. …).
Vielseitigkeit und Originalität machen Olivia keine Angst: Sie bereitet bereits ein neues Projekt vor, dessen Abwandlungen diesmal von der Schallplatte (Erscheinungsdatum im Oktober 2019) über das inszenierte Konzert bis zum Pferdeballet reichen.
Anmerkungen zu den Werken!
Claude Debussy
Sonate für Cello und Klavier
Während der Erste Weltkrieg wütete, fand Claude Debussy 1915 an der normannischen Küste Zuflucht, wo er einen Kammermusikzyklus mit dem Titel Six Sonates für verschiedene Instrumente in Angriff nahm. Er beendete nur drei dieser Sonaten: die Sonate für Cello und Klavier, die Sonate für Violine und Klavier sowie die Sonate für Flöte, Bratsche und Harfe. Die drei Seiten, welche vom Verleger Jacques Durand angeregt wurden, sind Claude Debussys zweiter Gattin Emma Bardac gewidmet und eine Hommage an die französischen Klassiker, gleich ob Musiker (Rameau), Schriftsteller oder Maler. Debussy sollte diese Sammlung mit einem schallenden « Claude Debussy, französischer Musiker » unterzeichnen.
Debussy zufolge gilt der wichtigste Teil dem Cello als Solist, welches dem Klavier die einfache Rolle als Begleitung zuweist: « Der Pianist vergesse nie, dass man nicht gegen das Cello kämpfen darf, sondern es begleiten muss ». Die Sonate für Cello und Klavier setzt sich aus drei Sätzen zusammen: einem Prolog, einer Serenade und einem Finale.
Der Beginn des Prologs besitzt « die majestätische Noblesse einer Ouvertüre nach französischer Art». Er verbindet Gründlichkeit mit Freiheit, während der Ton einige Takte lang zwischen Moll und Dur schwankt. Ein Thema tritt in Erscheinung, welches man in den anderen Sätzen wiederfindet. Das Cello drückt sich mit Intensität aus und dieser Prolog schließt auf der Höhe einer unvollständigen Quinte. Die Serenade gestaltet sich leicht und eigenwillig. Das Pizzicato des Cellos erinnert an Mandolinen und Gitarren zu einem Habanera-Rhythmus. Das Klavier beschränkt sich auf die dunkle Tonlage und « scheint die Melancholie eines Pierrot zum Ausdruck zu bringen». Das Finale schließt sich an und Bilder aus Spanien kommen dem Zuhörer in den Sinn. Eine kurze Kadenz des Cellos geht den energischen Schlussakkorden voran.
Bohuslav o Martinů
Variationen zu einem Thema von Rossini H 290
Der in Paris lebende Bohuslav Martinů floh vor dem Einmarsch der Nazis und fand in den Vereinigten Staaten Zuflucht. Er begann mit der Komposition einer Reihe von Sinfonien, welche ihm helfen sollten, größere Bekanntheit zu erlangen, wobei er im Laufe dieses Zeitraums die Variationen zu einem Thema von Rossini im Jahr 1942 komponierte, die er für den Cellisten Gregor Piatigorsky bestimmt hatte und ihm widmete. Das Thema stammt aus Moses‘ Gebet Dal tuo stellato soglio aus Rossinis Oper Moses in Ägypten. Paganini hatte bereits eine Reihe von Variationen zu diesem Thema komponiert und Martinů nutzte eher diese Version als das Original. Es gibt vier Variationen. Man beachte die Melancholie der dritten Variation. Die letzte Variation führt zu einer sehr schnellen Coda.
Robert Schumann
Fünf Stücke im Volkston opus 102
Obwohl Schumann in seiner Jugend eine gewisse Zeit lang Cellounterricht erhalten hatte, begann er erst in seinen letzten Lebensjahren für dieses Instrument zu komponieren.
Neben dem Konzert für Violoncello und Orchester blieben für dieses Instrument lediglich seine fünf Stücke op. 102 erhalten. Sie wurden im April 1849 innerhalb von zwei Wochen komponiert. Clara erklärte begeistert: « Dies sind Stücke im volkstümlichen Stil und von solcher Frische und Originalität, dass ich ganz entzückt war ». In der Neuen Zeitschrift für Musik lässt sich diesbezüglich lesen: «Diese Stücke fordern weniger einen virtuosen Instrumentalisten als einen Instrumentalisten, der es versteht, mit seinem Instrument klangvoll und vielstimmig zu sprechen».
Das erste Stück mit der Anmerkung mit Humor trägt den Untertitel « Vanitas Vanitatum », eines von Schumanns Lieblingssprichwörtern, welches ebenfalls der Titel eines Gedichts von Goethe ist, in dem die Geschichte eines betrunkenen und einbeinigen Soldaten geschildert wird. An dieser Stelle handelt es sich um Bauerntänze und das Trio deutet ein altes Rad an. Das Cello schließt diese Seite mit « betont auffälliger Virtuosität ». Das nächste Stück in f-Dur –bei Schumann eine glückliche Tonlage – ist ein sanftes Wiegenlied. Der nächste Satz wirkt wie eine tragische Ballade und erinnert an ein Lied der Dichterliebe: « Ich hab’ im Traum geweinet ». Welch ein Kontrast zu dem nächsten Stück, welches sich fröhlich und heiter gibt ! Der Zyklus schließt mit einem ungestümen und brillanten Finale.
Dimitri Schostakowitsch
Sonate für Cello und Klavier in d-Moll opus 40
Schostakowitsch komponierte die Sonate für Cello und Klavier in d-Moll zwischen dem 15. August und dem 19. September 1934. Sie wurde am 25. Dezember in Sankt Petersburg uraufgeführt. Der Komponist Nikolai Mjaskowski hielt am 29. März 1935 in seinem Tagebuch fest: « Ich habe die Sonate von Schostakowitsch gesehen – herrlich ! » Mit dieser Sonate nimmt der Komponist sein erstes großes Kammermusikwerk in seinen Katalog auf. Es wurde mit sofortigem Erfolg begrüßt und in den Konzertsälen weltweit rasch gespielt. Von den Interpreten aus den westlichen Ländern, welche ihm zu Bekanntheit verhalfen, lassen sich anführen: die Cellisten Gregor Piatigorski und Pierre Fournier. In vier Sätzen unterscheidet es sich radikal von den vorherigen Werken und hat nichts mehr gemein « mit den Experimenten von Die Nase oder mit dem blutrünstigen Radikalismus » von Schostakowitschs ersten Werken für Klavier. Über den Klassizismus und einen gewissen Konservatismus hinaus begeisterte der zutiefst lyrische und melodische Gesang des Werkes zahlreiche Interpreten.