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Martin Stadtfeld
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24 November 2019 20 h 00
programm
Ludwig van Beethoven (1770-1827)
Sonate in a-Dur opus 2 Nr. 2
Johann Sebastian Bach (1685-1750)
Capriccio über die Abreise des sehr beliebten Bruders in b-Dur BWV 992
Ludwig van Beethoven
Rondo a capriccio in g-Dur opus 129
Pause
Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791)
« Kleine Sonate » in es-Dur
Georg Friedrich Haendel (1685-1759)
Suite Nr. 5 in e-Dur HWV 430 « Der harmonische Grobschmied »
Wolfgang Amadeus Mozart
« Kleine Sonate » in h-Dur
biografie
Begonnen hat die Laufbahn von Martin Stadtfeld mit einem Klavier vom Räumungsverkauf. Schon mit sieben Jahren steht sein Berufswunsch fest: Konzertpianist. Früh erkundet er die Regeln und Geheimnisse von Kontrapunkt und Harmonielehre; als Jungstudent kommt er in Frankfurt in die Klasse von Lev Natochenny. Es beginnt die Zeit, in der Stadtfeld bei Wettbewerben für Furore sorgt, er gewinnt Preise in Paris, in Bozen – und in Leipzig. Den dortigen Bach-Wettbewerb kann Martin Stadtfeld im Jahr 2002 als Gewinner des ersten Preises für sich entscheiden.
Es ist dies eine Auszeichnung mit Symbol-Charakter. Denn die Musik von Johann Sebastian Bach ist für den Pianisten wie das Cape Canaveral der Musik. Von hier aus führen alle Wege in den Kosmos der Musikgeschichte. Kein Wunder also, dass Stadtfelds erste CD-Aufnahme wie eine Rakete zündet: Ausgerechnet mit einem der heikelsten Werke der gesamten Klavierliteratur, mit Bachs „Goldberg-Variationen“, beginnt der 22-jährige Pianist seine Aufnahme-Karriere. Wie einst Glenn Gould – noch dazu beim selben Label. Das Presse-Echo ist weltweit groß und inzwischen ist Martin Stadtfeld heimisch auf den berühmten Konzertpodien der Welt und Gast bei den großen Orchestern und Festivals.
Doch der Erfolg hat Martin Stadtfeld nicht in ein Korsett wachsen lassen, geschnürt von den Gesetzen des Marktes, vielmehr hat er sich seine Unverkrampftheit bewahrt, ob beim Üben im heimischen Klavier-Studio mitten im Ruhrgebiet, bei der Zusammenstellung von beziehungsreichen Konzertprogrammen oder beim Komponieren eigener Werke. „Musik wirkt sehr unmittelbar auf uns Menschen. Einfache Harmonien können in jedem von uns etwas auslösen. Daher steht Musik für Menschlichkeit, für universelle Gefühle wie Trost, Hoffnung – und auch eine ständige Auseinandersetzung mit uns selbst.“ Von den Schätzen der Vergangenheit lernen, und Neues daraus schöpfen: Martin Stadtfelds erstes Werk, ein Zyklus der Auseinandersetzung mit Bachs Musik, ist nun auf CD erschienen.
Das Heranführen von Kindern und Jugendlichen an die klassische Musik ist für Martin Stadtfeld eine Herzensangelegenheit: „Die klassische Musik ist aus der Mitte der Gesellschaft an den Rand gedrängt worden. Wenn man Kinder befragt, was sie hören, so ist das ganz selbstverständlich Pop-Musik. Selbstverständlich deswegen, weil vielfach schon ihre Eltern und auch Großeltern in ihrem Leben nie etwas anders als populäre Musik gehört haben. Eine Begegnung mit der Welt der klassischen Musik hat also nie stattgefunden.“
Zum Beethovenjahr wird er mit einem Kinderprogramm in die Schulen gehen, um Kinder und Jugendliche an die Relevanz des Werks Beethovens heranzuführen.
Anmerkungen zu den Werken
Ludwig van Beethoven (1770-1827)
Sonate in a-Dur opus 2 Nr. 2
Bei Haydn und Mozart besaß die Klaviersonate nicht die gleichen ehrgeizigen Merkmale wie die Sinfonie oder das Streichquartett. Keine umfasst mehr als drei Sätze, mit Ausnahme einiger erster Sonaten von Haydn. Die drei Sonaten opus 2, welche von Beethoven im Herbst 1795 in Wien fertiggestellt wurden, können somit als ein Manifest betrachtet werden. Élisabeth Brisson schreibt in ihrem bemerkenswerten Guide de la musique de Beethoven (Fayard) treffenderweise, diese drei Sonaten zwängen den Zuhörer, zuzuhören und dem Ablauf der Musik (sowohl Abhandlung als auch Vorgehensweise, welche Gefühl, Überlegung und physische Wirkung miteinander verbindet) über die Verbindung einer sorgfältigen Kompositionsweise (sofort wahrnehmbare Gliederung der Motive, der Themen und ihrer Entwicklungen) mit einer auf der Improvisation beruhenden Vorstellungskraft zu folgen. Die Sonate a-Dur ist von den dreien zweifelsfrei die schönste mit ihren kontrastreichen Effekten und ihrer großen Klangvielfalt.
Johann Sebastian Bach (1685-1750)
Capriccio über die Abreise des sehr beliebten Bruders in b-Dur BWV 992
Ein 20jähriger Johann Sebastian Bach komponierte dieses Capriccio über die Abreise des sehr beliebten Bruders. Wer ist dieser Bruder? Es handelt sich entweder um seinen älteren Bruder Johann Jacob (1682-1722), der im Jahr 1704 als Oboist zur Garde Karls VII. von Schweden ging, oder um Georg Erdmann, mit dem er 1702 nach Lüneburg ging. Als Bachs einzige Musik, welche mit einer Geschichte verknüpft ist, schildert dieses sechssätzige Capriccio mit Ernst, Humor und Ironie die Abenteuer dieses Reisenden und den Wunsch der Freunde, ihn bei der Abreise (Aria di postiglione) von seinem Vorhaben abzubringen (Arioso).
Ludwig van Beethoven
Rondo a capriccio in g-Dur „Alla ingherese quasi capricco „ opus 129
Beethoven komponierte diese Seite nicht in seinen letzten Lebensjahren, wie die Nummer des Opus dies vermuten lässt, sondern um 1795/1798 in Wien, wobei er seinen Humor und seine Lebenskraft nicht verloren hat. Der Titel, unter dem es bekannt ist, nämlich « Wut über den verlorenen Groschen», stammt nicht von ihm und sein Humor gelangt durch « die Wiederholung kurzer Motive, einen überraschenden Harmonieverlauf, mit falschen Wiederholungen, usw. in großer Virtuosität » zum Ausdruck. Schumann, dem es viel Spaß machte, dieses Rondo zu spielen, erinnerte an einen von Beethovens Lieblingsausdrücken: « Heute bin ich ganz aufgeknöpft ».
Wolfgang Amadeus Mozart
„Kleine Sonate“ in es-Dur
„Kleine Sonate“ in h-Dur
Zwischen Juni 1763 und November 1766 reiste Leopold Mozart mit seinen beiden Kindern Wolfgang und Maria-Anna (Nannerl) durch Europa. Nach einem fünfmonatigen Aufenthalt in Paris ließen sich alle in London nieder und sollten dort 15 Monate lang bleiben. Wolfgang besuchte die von Johann Christian Bach (1735-1782) und Karl Friedrich Abel (1725-1787) vor kurzem gegründeten Konzertreihen und machte sich mit ihrem Stil vertraut. Haendel war erst seit fünf Jahren tot und noch immer ein hochverehrter Komponist. Im Laufe dieses Aufenthalts komponierte Mozart seine erste Sinfonie und hielt in einem Skizzenheft mehr als vierzig Sätze für Klavier fest. Martin Stadtfeld fasste einige dieser Sätze in Form von Sonaten zusammen und fügte soweit erforderlich eine Verzierung oder Kadenz hinzu.
Georg Friedrich Haendel
Suite Nr. 5 in e-Dur HWV 430 „Der harmonische Grobschmied“
Die Suite Nr. 5 in h-Dur HWV 430 ist die berühmteste der Reihe und verdankt diese Berühmtheit ihrer abschließenden Arie mit Variationen, welche unter der Bezeichnung « Der harmonische Grobschmied » bekannt ist. Weshalb dieser Titel? Die Anekdote gestaltet sich folgendermaßen: Haendel kam während eines Ausflugs vor der Werkstatt eines Schmieds vorbei ; er hörte, wie er sang und gleichzeitig das Eisen mit dem Hammer bearbeitete; er war bewegt von dieser Mischung aus dem Klang des Ambosses und der Stimme des Handwerkers; er notierte dieses Thema, dieses h und dieses e des Metalls, welche ihm Dominante und Tonika verleihen sollten. Dieser Arie mit fünf Variationen gehen eine eingängige Prélude, eine Allemande von schöner Fülle und eine schnelle Courante nach italienischer Art voran.